Wenn ein Mann und eine Frau sich begegnen, treffen immer zwei Ideen voneinander, Erwartungen aneinander, zwei Befürchtungen und Hoffnungen, zwei sehr verschiedene Geschichten aufeinander. Und oft ist der Kopf vollgepackt mit Bildern, wie Lust auszusehen hat und was vermeintlich befreite Sexualität ist. Intensiv, ekstatisch, leidenschaftlich soll sie sein, wild, hemmungslos und frei.
Aber eigentlich ist Sexualität zart, vorsichtig und scheu, wie ein langsames Vorantasten und ein andächtiges Berühren. "Siehst du mich?" scheint ein jeder zu fragen. "Gefalle ich dir, so wie ich bin?" Dort, wo echte Begegnung stattfindet, schwingt immer etwas Zartes, Fragiles und auch Scheues mit. Und ist es nicht gerade dieser Hauch von Scheu und Unsicherheit, der die inneren Saiten spannt, die uns erzittern lassen von der Symphonie des Eros?
"Sexualität ist wie ein stilles Gebet. Sich zu lieben ist eine Meditation. Es ist etwas Heiliges - das Heiligste vom Heiligen." So sagt Osho in seinem Buch "Frauen". Dabei kann die Sexualität in einem wilden und heißblütigen Gewand daherkommen, aber auch ganz still und ruhig sein, während sich innerlich einiges bewegt. Welche Form sie auch annimmt, wichtig allein ist der Kontakt. Denn dieser ist es, der eine sexuelle Begegnung tief und reich macht. In Kontakt sein heißt:
Berührbar werden, auch wenn es bedeutet sich verunsichern zu lassen.
Eintauchen in die Tiefe des eigenen Innenlebens,
auch wenn dabei Gefühle auftauchen können, die wir nicht so gerne haben wollen.
Sich öffnen mit dem Risiko verletzt zu werden.
Einen anderen Weg gibt es nicht, wenn wir wahre Intimität erfahren wollen. Doch da ist die Angst, die in uns ruft: "Was wird mit mir passieren, wenn ich meinen Schutzwall aus Gedanken, Meinungen, Vorstellungen und Urteilen aufgebe? Und wem werde ich begegnen, wenn ich alles loslasse, was ich meine vom anderen zu kennen?" Nichts macht uns mehr Angst als eine völlig neue Erfahrung, weil wir keine Schubladen haben, in die wir sie stecken können. Hier braucht es Mut und Vertrauen.
Hingabe an das Unerklärliche zwischen Mann und Frau
Der Wunsch, den anderen seiner Fremdheit zu entkleiden, ist groß. Denn wie verunsichernd ist es doch, wenn der andere ein Geheimnis bleibt, das mir zu enträtseln verschlossen ist. Und wie groß wird dieser, wenn ich ihn nicht in die kleinen Schachteln meiner Konzepte zu packen vermag. Darüber hinaus glauben wir oft, dass wir dem anderen erst nah sein könne, wenn wir ihn durch und durch kennen und verstehen können.
Und doch: Ist es nicht gerade dieses Mysterium, das Neugier und Sehnsucht nach dem anderen schürt? Wird nicht die tiefe Verbindung gerade aus dem sakralen Raum zwischen zwei Menschen gespeist? Was gäbe es sonst noch vom anderen zu entdecken? Was bliebe von seinem Reichtum übrig, wenn das Geheimnis entschlüsselt ist? Und ist das Fremde nicht gerade schön, weil es fremd bleibt?
Insbesondere das Wesen einer Paarbeziehung lebt von der Verschiedenheit von Mann und Frau, Männlich und Weiblich. Er/sie ist das ganze Andere, das vollkommen Fremde - der andere Pol, der sich meinem Verstehen entzieht. (Wenn die Frau die Erde ist und der Mann der Himmel, dann scheinen sich beide am Horizont zu berühren. Und doch ist es nur eine Illusion.) Gerade dieser Raum dazwischen ist das Spannungsfeld der Pole, welches die gegenseitige Anziehung ausmacht. Anders ausgedrückt: Wie sollen sich Mann und Frau voreinander verbeugen, wenn kein Raum des Dazwischens besteht?
In unserer erotischen Präsenz als Frauen und Männer liegt eine Magie, die wir wohl nie ganz verstehen werden. Das macht sie ja so faszinierend! Es geht darum, diese Magie wiederzuentdecken, die sich aus der Verschiedenheit zweier gegensätzlicher Pole - Männlich und Weiblich - speist.
Erkennen ist jenseits davon, sich vom anderen ein Bild zu machen. Erkennen heißt: Ich nehme etwas wahr, was außen ist - das Andere, das Fremde, das nicht Ich ist. Und dies geschieht jeden Augenblick neu in der unmittelbaren Hinwendung zum Gegenüber. - Jetzt. Wir schauen uns an in gegenseitiger Zustimmung und finden den Weg durch alle Ideen, Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen hindurch zu einem tiefen einander Verstehen.
Was tun wir aber mit unserem Wunsch nach Verschmelzung und Eins-Sein, wenn der andere das Fremde, das von mir Getrennte bleibt? - Es gilt zusammenzufinden im Sinne von Tänzern, die sich kaum berühren und doch Teil der gleichen Bewegung sind.
© Achandra
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