"High-Functioning Depression“ (HFD)

Veröffentlicht am 5. Juni 2025 um 06:23

Lebst du wirklich oder spielst du nur lebendig?

Du funktionierst. Aber lebst du auch?

Manche Depressionen tragen ein Lächeln.

 

Du stehst auf, ziehst dich an, beantwortest Mails.

Du gehst zur Arbeit.

Du hältst Termine ein.

Du lachst an den richtigen Stellen.

Du erscheinst.

Du lieferst ab.

 

Von außen wirkst du: stabil.

Zuverlässig.

Funktional.

Vielleicht sogar bewundernswert.

 

Und dann kommt die Diagnose: Depression.

 

Es ergibt keinen Sinn. Du liegst nicht den ganzen Tag im Bett. Du weinst nicht unkontrolliert. Du denkst nicht an Suizid.

Du funktionierst doch.

Aber irgendetwas ist… falsch.

 

Genau hier beginnt das, worüber kaum jemand spricht.

Nicht weil es selten ist.

Sondern weil es sich so gut versteckt.

 

Der Mythos vom Funktionieren

 

Was wir als "High-Functioning Depression“ (HFD) bezeichnen, klinisch verwandt mit der Dysthymie (persistierende depressive Störung) ist kein völliger Zusammenbruch.

Es ist ein langsames Verblassen.

Ein leiser Verlust an Lebendigkeit unter der perfekten Fassade des Alltags.

 

Menschen mit HFD sind aktiv.

Sie stehen auf.

Erledigen Aufgaben.

Aber innerlich?

Fühlen sie sich leer.

Wie durch eine Nebelwand.

Freude wirkt fremd.

Beziehungen entfernt.

Lust, Sinnlichkeit, Kreativität gedämpft, abgekapselt.

 

Sie schlafen zu viel oder zu wenig.

Wachen erschöpft auf.

Tragen eine ständige Last aus Schuld, Scham und Selbstzweifel still, aber konstant.

Und trotzdem gelten sie als stark.

Als "die, die alles im Griff haben“.

 

Doch niemand sieht, was es kostet:

Die emotionale Abwesenheit.

Die innere Taubheit.

Die stille Verzweiflung.

 

Perfektionismus: Die Rüstung, die zum Gefängnis wird

 

Menschen mit HFD sind selten faul.

Oft sind sie überengagiert.

Pflichtbewusst.

Hilfsbereit.

Sie waren die "braven Kinder“.

Die Verlässlichen.

Diejenigen, die früh lernten: Wenn ich perfekt bin, werde ich vielleicht nicht verletzt.

 

Das ist kein Charakterzug.

Das ist ein Überlebensmechanismus.

 

Hinter dieser Hyperfunktionalität steht oft ein Nervensystem im Daueralarm.

Perfektionismus. Überanpassung. Selbstverleugnung.

Nicht Tugenden sondern alte Schutzstrategien.

 

Sie funktionieren bis der Körper rebelliert.

Bis das Herz taub wird.

Bis man sein eigenes Leben nur noch aushält, statt es zu spüren.

 

Burnout: Wenn Sinn zur Bedrohung wird

 

Burnout ist oft das erste Warnsignal.

Vor allem bei Menschen, deren Selbstwert an ihre Rolle gekoppelt ist.

Therapeuten. Lehrer. Coaches. Pfleger. Eltern. Führungskräfte.

 

Burnout entsteht nicht einfach durch zu viel Arbeit.

Sondern durch zu wenig Rückverbindung.

Zu wenig Halt. Zu wenig Selbstfürsorge.

Durch ständiges Geben ohne Nachfüllen.

 

Die WHO definiert Burnout als arbeitsbezogenes Phänomen

Aber das kratzt nur an der Oberfläche.

 

Burnout ist emotionale Erschöpfung.

Zynismus.

Innere Leere.

Ein Verlust an Bedeutung.

Man liebt die Arbeit und fühlt trotzdem nichts mehr dabei.

 

Wenn es nicht rechtzeitig erkannt wird, kann Burnout nahtlos in eine Depression übergehen.

 

Die Major Depression: Wenn das System zusammenbricht

 

Im Gegensatz zu HFD oder Burnout ist die Major Depression (MDD) ein totaler Zusammenbruch.

Sie wird diagnostiziert, wenn mindestens fünf Symptome über zwei Wochen bestehen:

Tiefe Traurigkeit, Interessenverlust (Anhedonie), Schlaf- oder Essstörungen, Erschöpfung, Schuldgefühle, Konzentrationsprobleme, psychomotorische Verlangsamung bis hin zu Suizidgedanken.

 

Bei MDD bricht die Maske weg.

Man funktioniert nicht mehr.

Man zieht sich zurück.

Man fühlt: nichts.

Oder: zu viel.

Und alles ist zu viel.

 

Aber das Paradoxe:

Viele Menschen mit HFD oder Burnout stehen jahrelang knapp unter dieser Schwelle.

Sie stürzen nicht aber sie leben auch nicht.

 

Was alle verbindet: Abtrennung

 

HFD, Burnout und MDD haben Symptome gemeinsam:

Müdigkeit.

Emotionale Leere.

Schlafprobleme.

Antriebslosigkeit.

 

Aber die Ursachen sind unterschiedlich:

 

Bei HFD funktioniert der Mensch äußerlich, ist innerlich aber abgeschnitten.

 

Bei Burnout steht die berufliche Überforderung im Zentrum.

 

Bei MDD bricht das gesamte emotionale System zusammen.

 

Doch egal, wie man es nennt, die entscheidende Frage lautet:

Wo hast du dich selbst verlassen?

 

Woran du erkennst, dass es nicht nur „Stress“ ist:

 

Diese Signale bleiben oft unbemerkt, besonders bei Menschen, die funktionieren:

 

Du lebst im Autopilot, auch wenn du erfolgreich bist.

 

Du fühlst dich schuldig, wenn du zur Ruhe kommst.

 

Freude, Berührung, Kreativität lassen dich kalt.

 

Deine innere Stimme ist kritisch und selten freundlich.

 

Du fühlst dich taub in deinem Körper als wärst du nicht ganz da.

(Das ist Dissoziation, ein alter Schutzmechanismus.)

 

Warum viele Behandlungen scheitern

 

Weil sie an der Oberfläche bleiben.

Symptome werden "repariert“, aber nicht verstanden.

 

Medikamente können unterstützen, besonders bei HFD oder MDD.

SSRIs wie Sertralin oder Escitalopram helfen, emotionale Extreme zu regulieren.

Bei emotionaler Taubheit oder Antriebslosigkeit kann Bupropion (Wellbutrin) aktivierend wirken, ohne die Libido zu dämpfen.

Bei chronischer Erschöpfung oder Schmerzen: SNRIs wie Duloxetin oder Venlafaxin.

 

Aber Medikamente allein heilen nicht.

 

Psychotherapie muss tiefer gehen.

 

Bei HFD braucht es trauma-informierte Verfahren wie IFS, Schematherapie oder Körperarbeit. Ziel ist es, alte Überlebensstrategien zu enttarnen und durch echte Selbstverbindung zu ersetzen.

 

Bei Burnout braucht es oft eine komplette Neuausrichtung: Sabbatical, Rollenklarheit, Psychoedukation, Supervision. CBT, ACT oder Nervensystemregulation helfen, Muster zu verändern.

 

Bei MDD ist meist eine Kombination aus Psychotherapie und Medikation notwendig. Wenn klassische Mittel nicht helfen, sind Ketamin-Infusionen, TMS oder EKT Optionen. Aber auch hier gilt: Nur Symptome zu behandeln reicht nicht. Die Arbeit muss an Bindung, Selbstwert und Lebenssinn ansetzen.

 

Und in allen Fällen gilt:

Körperliche Heilung braucht auch somatische Verfahren.

wie TRE, Vagusaktivierung, achtsame Berührung.

 

Aus trauma-therapeutischer Sicht: Die wahren Wurzeln

 

Diese Zustände sind selten rein biologisch.

Sie sind keine Zufälle.

Keine Schwäche.

 

Sie sind Überlebensstrategien.

Erlernt in emotionaler Vernachlässigung, Bindungsstörungen, parentifizierenden Familiensystemen.

 

Perfektionismus war einst Schutz.

Leistung ein Weg zu Liebe.

Anpassung eine Lebensversicherung.

 

Doch heute?

Blockieren sie dein eigentliches Leben.

 

Was jetzt?

 

Beginne hier:

 

"Wie geht’s dir?“

ist die falsche Frage.

 

Die richtige lautet:

Bist du wirklich da oder spielst du nur Lebendigkeit?

 

Denn: Funktionieren ist kein Leben.

Taubheit ist kein Frieden.

Und Burnout ist kein Ehrenabzeichen.

 

Heilung beginnt nicht mit „noch mehr machen“.

Sondern mit wieder fühlen.

 

Mit einem echten Ja zum eigenen Körper.

Zur eigenen Stimme.

Zur eigenen Wahrheit.

 

Das Ziel ist nicht, wieder "gut zu funktionieren“.

Sondern endlich wieder Mensch zu sein.

 

Auch wenn das bedeutet, eine Weile zusammenzubrechen 

um dich von Grund auf neu

und wahrhaftig

aufzubauen.

 

Joe Turan

 

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Joe Turan

– Life Coach

– Tantra- & Kuscheltherapeut

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