Dopamin und Sucht: Aus dem Teufelskreis ausbrechen

Veröffentlicht am 2. März 2025 um 09:26

Das Belohnungssystem im Gehirn: Die blauen Linien zeigen die dopaminergen Nervenbahnen, die maßgeblich an Motivation, Lernen und Glücksgefühlen beteiligt sind. Dopamin wirkt als Belohnungssignal tief im Gehirn – es motiviert uns und vermittelt Freude, wenn wir etwas Gutes erleben. Wenn wir zum Beispiel leckeres Essen genießen, Sport treiben, Sex haben oder ein liebes Kompliment bekommen, schüttet das Gehirn Dopamin aus. Wir fühlen uns zufrieden und lernen: Diese Handlung war positiv. Dopamin sorgt also dafür, dass wir lebenswichtige oder schöne Verhaltensweisen wiederholen möchten. Es ist der „Glücksbote“, der uns antreibt. Ohne Dopamin keine Motivation, kein Lustgefühl. Doch genau dieses System, das uns eigentlich schützt und belohnt, wird bei einer Sucht zum Fallstrick.

 

Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Wenn ein bestimmtes Verhalten in einem bestimmten Kontext ein gutes Gefühl auslöst, speichert das Gehirn diese Abkürzung: Situation X → Handlung Y → gutes Gefühl. Jedes Mal, wenn wir wieder in Situation X kommen, drängt es uns zu Handlung Y, ohne dass wir viel nachdenken. So entstehen Routinen – und auch Suchtroutinen. Im Fall von Julian zum Beispiel wurde „Feierabend + Stress“ automatisch mit „Alkohol trinken“ verknüpft, weil sein Gehirn das als schnellen Weg zur Entspannung gelernt hatte. Dopamin belohnte ihn für das Bier, also griff er beim nächsten Stress wieder dazu. Dieses Lernen durch Dopamin ist mächtig.

 

Normalerweise hält unser innerer Regelkreis die Balance: Ist das Bedürfnis gestillt (satt gegessen, genug Entspannung), pendelt sich das Dopamin wieder auf normal ein, und wir hören auf. Suchtmittel jedoch hebeln diesen Regelkreis aus. Ob Alkohol, Nikotin, Kokain oder auch bestimmte Verhaltenssüchte (Glücksspiel, Gaming etc.) – sie alle führen zu einer übermäßigen Dopaminausschüttung im Gehirn. Die Drogen und süchtig machenden Verhaltensweisen kapern das Belohnungssystem und aktivieren es viel stärker, als es natürliche Reize wie Essen oder soziale Interaktion je könnten. Plötzlich wird das Gehirn geradezu geflutet mit dem Glücksbotenstoff. Das Ergebnis ist dieses intensive High-Gefühl, das natürliche Erfahrungen blass aussehen lässt. Unser Gehirn interpretiert diese extreme Dopamin-Flut als Zeichen: Das war enorm wichtig fürs Überleben! – auch wenn es in Wahrheit schädlich ist. Wir lernen in rasantem Tempo, dass die Droge oder das Verhalten uns Belohnung verschafft. Forscher beschreiben es so: Die Sucht „kapert“ die Lernmechanismen unseres Gehirns und verstärkt alle Verhaltensweisen, die mit dem Suchtmittel zusammenhängen. Wir entwickeln ein beinahe automatisches Verlangen, diesen Zustand wieder und wieder herbeizuführen – Craving, das unwiderstehliche Verlangen.

 

Doch der Teufelskreis dreht sich noch weiter. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an die künstlich hohen Dopaminspiegel. Es reagiert darauf, indem es die Empfänglichkeit drosselt – zum Beispiel werden weniger Dopamin-Rezeptoren bereitgestellt. Stell dir vor, du schreist ständig in ein Mikrofon; irgendwann dreht der Lautsprecher den Pegel runter. Genauso „dreht“ das Gehirn die Sensibilität für Dopamin herunter, um sich zu schützen. Die Folge: Toleranz. Das ursprüngliche Level an Dopamin reicht nun nicht mehr, um das alte Glücksgefühl auszulösen. Man braucht immer höhere Dosen, immer mehr Stimulus, um überhaupt noch etwas zu spüren. Julian merkte das deutlich: Ein Bier wirkte kaum noch, also trank er mehr. Genau das ist ein typisches Anzeichen von Sucht – man benötigt noch mehr Alkohol, Nikotin oder mehr Zeit beim Konsum des Suchtmittels, um dasselbe Hochgefühl zu erleben.

 

Während die benötigte Dosis steigt, passiert noch etwas Heimtückisches: Natürliche Freuden verlieren ihren Reiz. Weil das Gehirn auf die Dauerreizung mit Abstumpfung reagiert, bekommt man immer weniger Dopamin-Kicks durch normale Aktivitäten. Dinge, die früher Spaß machten – ein gutes Essen, Zeit mit Freunden, Hobbys – lösen plötzlich kaum noch Freude aus. Die Welt beginnt blass zu wirken, nur das Suchtmittel löst noch deutliche Gefühle aus. Dieses Phänomen nennt man Anhedonie – die Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Betroffene fühlen sich dann oft leer, deprimiert und finden im Alltag keine Befriedigung mehr. In Julians Fall bedeutete das: Ohne Alkohol fühlte er sich gereizt, traurig, innerlich tot. Er brauchte den Stoff nicht mehr, um glücklich zu sein, sondern um überhaupt normal zu funktionieren und die innere Leere zu füllen.

 

So entsteht ein teuflischer Kreislauf: Das Suchtmittel belohnt das Gehirn mit Dopamin und suggeriert überlebenswichtige Bedeutung. Man wiederholt das Verhalten immer öfter. Gleichzeitig passt sich das Gehirn an – man braucht mehr für denselben Effekt und empfindet ohne den Stoff kaum noch Glück. Stress und Entzugserscheinungen (körperliche oder seelische) kommen hinzu, was das Verlangen weiter anfeuert. Außerdem brennen sich Auslöser (Gerüche, Orte, Emotionen) ins Gedächtnis ein – sie allein können schon Dopamin und Gier triggern, weil das Gehirn sie mit der drogeninduzierten Belohnung verknüpft hat. Spätestens jetzt ist die Sucht zur Zwangshandlung geworden. Es fühlt sich an, als habe man die Kontrolle verloren – und bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch: Das Belohnungssystem hat das Ruder übernommen.

 

Doch die gute Nachricht ist: Was das Gehirn lernen kann, kann es auch verlernen – oder besser gesagt umlernen. Sucht bedeutet, dass sich Hirnverbindungen stark in eine ungesunde Richtung verfestigt haben. Aber es gibt Wege, neue Verknüpfungen zu knüpfen, alte Pfade zu schwächen und das Gleichgewicht im Kopf zurückzugewinnen. Julian hat es geschafft – und auch du kannst den Dopamin-Kreislauf durchbrechen.

 

Sucht überwinden: Aus dem Teufelskreis ausbrechen

 

Den Kreislauf der Sucht zu durchbrechen, ist herausfordernd, aber absolut möglich. Wichtig zu wissen: Du musst es nicht allein schaffen, und es gibt konkrete Schritte, die nachweislich helfen. Hier ist ein Leitfaden, der dir Orientierung gibt:

 

1. Erkenntnis und Bildung: Der erste Schritt ist, anzuerkennen, dass eine Sucht vorliegt, und zu verstehen, dass du nicht einfach „willensschwach“ bist. Mach dir klar, dass Sucht eine Erkrankung ist, die dein Gehirn verändert hat – keine Charakterschwäche. Informiere dich (so wie du es gerade tust) über die Zusammenhänge von Dopamin und Abhängigkeit. Dieses Wissen nahm auch Julian die Scham und gab ihm Mut. Wenn du verstehst, warum du süchtig bist, kannst du dir selbst mit mehr Mitgefühl begegnen und gezielter handeln.

 

 

2. Auslöser meiden – Dopamin-Detox: Identifiziere deine Trigger – also all die Situationen, Gefühle oder Orte, die dein Verlangen auslösen. Ist es der Stress nach der Arbeit? Einsamkeit am Wochenende? Bestimmte Kneipen oder der Freundeskreis? Versuche, diese Auslöser soweit möglich zu meiden oder das Umfeld zu verändern. Manchmal hilft ein radikaler Neustart: Ein sogenannter Dopamin-Detox – für eine gewisse Zeit auf alle schnellen Belohnungen verzichten. Das bedeutet z.B. keinen Alkohol, keine Drogen, eventuell auch digitale Ablenkungen wie Social Media oder Gaming für eine Weile streichen. Die ersten Tage oder Wochen werden hart, doch dein Gehirn bekommt so die Chance, sich wieder an ein normales Dopamin-Level zu gewöhnen. Entzugserscheinungen und Cravings sind in dieser Phase normal – aber denk daran: Jeder durchstandene Tag ist ein Schritt, an dem dein Gehirn heilt. Hole dir gegebenenfalls medizinische Unterstützung, vor allem bei schweren körperlichen Entzugserscheinungen (etwa bei Alkohol oder Opiaten).

 

 

3. Neue Gewohnheiten und gesunde Dopaminquellen: Ein Schlüssel zur Überwindung der Sucht ist, die Lücke zu füllen, die die Droge hinterlässt. Finde alternative Aktivitäten, die dir Freude bereiten und Dopamin auf gesunde Weise ausschütten. Körperliche Bewegung zum Beispiel kann Wunder wirken: Sport setzt Endorphine und Dopamin frei und hebt die Stimmung. Plane jeden Tag eine kleine Einheit – ein Spaziergang, Joggen, Radfahren, was immer dir liegt. Auch kreative Hobbys, Musik, Kunst oder das Erlernen einer neuen Fähigkeit können den Dopaminhaushalt positiv stimulieren. Soziale Kontakte sind ebenfalls enorm wichtig: Triff dich (am besten in suchtmittelfreier Umgebung) mit guten Freunden oder der Familie. Lachen, Gespräche und Nähe lassen dich wieder spüren, was echte Freude ist. Wissenschaftler bestätigen, dass Sport, Meditation und soziale Bindungen natürliche Dopaminquellen sind, die langfristig wirken. Anfangs mag nichts davon so aufregend erscheinen wie die Droge – doch gib diesen neuen Erfahrungen Zeit! Dein Gehirn lernt um. Tatsächlich können wir alte Suchtpfade im Gehirn durch neue, positive Gewohnheiten überschreiben. Jeder Tag, an dem du eine gesunde Handlung statt der Sucht wählst, stärkt neue neuronale Verbindungen. Nach und nach kehrt auch die Freude an normalen Dingen zurück. Feiere bewusst deine kleinen Fortschritte: jedes Nein, jeder sportliche Erfolg, jeder Morgen ohne Kater ist ein Gewinn, den du spüren darfst.

 

 

4. Unterstützung suchen: Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Vertraue dich Menschen an, denen du wichtig bist – einem Familienmitglied, Freunden oder einem Partner. Unterstützung und Verständnis aus dem Umfeld tragen dich durch schwere Zeiten. Sehr hilfreich kann professionelle Hilfe sein: Ein Arzt, Therapeut oder Suchtberater kann mit dir einen Plan entwickeln. Therapien (ambulant oder stationär), Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker (AA) oder andere Gruppen für Abhängige bieten einen sicheren Raum, um Erfahrungen auszutauschen und Strategien zu erlernen. Julian zum Beispiel traf in seiner Gruppe Menschen, die ähnliche Kämpfe durchmachten – das gab ihm das Gefühl, nicht allein zu sein. Gemeinsam fiel es leichter, rückfallsichere Strategien zu entwickeln, etwa alternative Bewältigungsmethoden für Stress (wie Entspannungstechniken oder Sport statt Alkohol). Zögere nicht, dir solche Hilfe zu holen – es gibt sie, und sie wirkt.

 

 

5. Geduld und Selbstmitgefühl: Eine Sucht überwinden geht selten von heute auf morgen. Sei geduldig mit dir selbst. Rückfälle können passieren – betrachte sie nicht als Versagen, sondern als Teil des Lernprozesses. Jeder Rückfall kann dir etwas darüber beibringen, was dich ausgleitet ließ, und wie du dich das nächste Mal besser wappnen kannst. Schiebe Schuldgefühle beiseite; sie ziehen dich nur zurück. Begegne dir stattdessen mit Freundlichkeit. Würdest du einen guten Freund verurteilen, wenn er kämpft? Wahrscheinlich nicht – also behandle dich selbst ebenso mitfühlend. Dein Gehirn braucht Zeit, um sich zu erholen. Aber es hat eine erstaunliche Fähigkeit, sich anzupassen. Viele ehemalige Abhängige berichten, dass sie nach einiger Zeit Abstinenz wieder Glücksgefühle bei ganz normalen Dingen empfinden konnten – stärker und echter als je in der Sucht. Halte dir dieses Licht am Ende des Tunnels vor Augen. Jeder Tag, den du durchhältst, bringt dich diesem Ziel näher.

 

Du bist nicht allein – jetzt ist der Moment, etwas zu ändern!

 

Sucht kann jeden treffen, und der Weg heraus ist schwer – aber du bist es wert, ihn zu gehen. Denke an Julian: Auch er glaubte lange, es gäbe kein Entrinnen, doch heute lebt er frei. Dein Gehirn ist formbar. Egal, wie tief du im Moment drinsteckst, es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Mach dir bewusst: Du bist nicht allein. Millionen Menschen kämpfen mit ähnlichen Problemen, und viele haben den Sprung aus der Sucht geschafft. Glaube an dich selbst und hab den Mut, Hilfe anzunehmen. Sprich mit jemandem über das, was dich belastet – sei es ein Freund, ein Familienmitglied oder ein professioneller Helfer.

 

Nun bist du am Zug: Teile deine Geschichte. Sprich aus, was dich bewegt – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe oder auch in den Kommentaren, wenn du diesen Artikel online liest. Das Aussprechen kann unglaublich befreiend sein und auch anderen Mut machen. Oder wage den Schritt und hole dir Hilfe: Ein Anruf bei einer Suchtberatungs-Hotline, ein Gespräch mit dem Hausarzt, der Besuch einer Gruppe – irgendeinen ersten Schritt. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt, so klein er auch sein mag. Vielleicht ist heute genau der richtige Tag dafür. Stell dir dein zukünftiges Ich vor, wie es dir dankbar zulächelt, weil du diesen Moment genutzt hast. Du bist stärker, als die Sucht dir weismachen will. Greif nach der Hand, die dir gereicht wird, und beginne deinen Weg aus dem Schatten ins Licht. Dein neues, freies Leben wartet – und du bist nicht alleine auf dem Weg dorthin. Trau dich!

 

Joe Turan 

- Life Coach

- Tantra & Kuscheltherapeut

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www.joeturan.com

 

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