
Bruder, lass mich dir die Frau vorstellen, vor der du dein ganzes Leben lang davongelaufen bist.
Du brauchst keine weitere Frau, die dich rettet. Du musst der Frau in dir begegnen. Der, die du vergraben hast. Die immer noch atmet. Sie hat einen Namen: Anima.
Du bist ein Mann. Du weißt, wie man denkt. Wie man handelt. Wie man funktioniert. Aber unter all dem liegt etwas anderes. Eine Weichheit, über die du nicht sprichst. Ein Sehnen, das keinen Namen hat. Ein Teil in dir, der nachts träumt, der in der Stille schmerzt, der gehalten werden will, aber nicht weiß, wie man darum bittet.
Du nennst es irrational. Du nennst es Schwäche. Du nennst es „zu viel". Jung nannte es: die Anima. Marie-Louise von Franz: das Seelenbild der Frau im Mann. Aber vergiss die Begriffe für einen Moment. Lass uns über dich sprechen.
Stell dir deine Psyche vor wie ein Haus. Meistens bewegst du dich durch die oberen Stockwerke: Gedanken. Kontrolle. Logik. Handeln. Räume mit Fenstern. Licht. Luft. Du kennst sie gut. Aber irgendwo darunter – hinter einer Tür, die du seit Jahren nicht geöffnet hast – liegt ein dunklerer Raum. Ein Keller voller seltsamer Farben. Emotionen. Bilder. Chaos. Er riecht nach Kindheit. Er fühlt sich an wie Poesie. Dort lebt deine Anima.
Nicht draußen in ihr. Nicht in deiner Partnerin, deiner Ex, der Frau, die du jagst oder der du ausweichst. Sie lebt in dir. Sie ist der Teil von dir, den du vergraben hast, weil er zu gefährlich war, um ihn zu fühlen. Zu wild. Zu weich. Zu lebendig.
Aber wenn du ihr drinnen nicht begegnest, dann suchst du sie draußen. Und wenn du eine Frau triffst, die diesen vergessenen Ort in dir berührt, zuckt deine Seele zusammen. Du denkst: „Sie ist die Eine." „Sie macht mich ganz." „Sie ist zu viel." „Sie ist gefährlich." „Sie lügt." „Sie ist meine Rettung." „Sie wird mich zerstören." All das – ist deine Projektion. Du siehst nicht sie. Du siehst dich – die Teile, die du weggeschlossen hast.
Du lebst mit einem Riss in dir. Ein Riss zwischen dem Mann, der sich nach Frieden sehnt, und dem, der im Feuer lebt. Zwischen dem, der halten will, und dem, der verschwinden will. Zwischen dem, der gesehen werden will… und dem, der alles zerstört, wenn es zu nah wird.
Das ist keine Störung. Das ist die Anima-Wunde. Und sie sitzt tief. Sie zeigt sich nicht immer in Tränen, oft in Flucht. In Sucht. In kaltem Sex. In innerer Leere nach äußerer Ekstase.
Was heißt das wirklich? Es heißt: Du hast nie gelernt, dich in Verbindung sicher zu fühlen. Nicht als Junge. Nicht als Liebender. Also – jedes Mal, wenn es echt wird, zieht sich etwas in dir zurück. Deine innere Weiblichkeit – der Teil in dir, der fühlt, sich hingibt, vertraut, sich öffnet, weint, erschafft – wurde nie gespiegelt, nie gehalten, nie leben gelassen. Nicht in deiner Kindheit. Nicht im Familiensystem. Also ging sie unter die Erde.
Und wenn sie untergeht, verschwindet sie nicht. Sie wird Schatten. Sie wird Pornosucht. Sie wird emotionale Abwesenheit. Sie wird der Grund, warum du mit Fremden Sex haben kannst, aber neben jemandem, der dich wirklich liebt, erstarrst. Sie wird Lüge. Rückzug. Charme. Kontrolle.
Marie-Louise von Franz beschrieb die Anima in vier Entwicklungsstufen. Keine Leiter. Kein Dogma. Eine innere Landkarte:
Stufe 1 – Eva. Frau als Körper. Du willst sie, aber interessierst dich nicht für sie. Sex ist Überleben. Lust ist Ablenkung. Nähe gibt es nicht.
Stufe 2 – Helena. Frau als Schönheit. Ideal. Romantik. Du verliebst dich in ein Bild, nicht in einen Menschen. Du liebst auf Distanz. Du verlierst das Interesse, wenn es echt wird.
Stufe 3 – Maria. Frau als Gut. Sanft. Spirituell. Du respektierst sie. Vielleicht liebst du sie. Aber dein Feuer ist weg. Dein Körper schweigt.
Stufe 4 – Sophia. Frau als Ganzes. Sie ist Körper und Seele. Du brauchst sie nicht mehr, um dich zu reparieren. Sie spiegelt dich. Und du kannst bleiben – ganz.
Diese Reise der Anima geschieht nicht im Kopf. Sie geschieht in der Stille. Im Schmerz. Im Blick einer Frau, den du kaum aushältst. In den Träumen, die du ignorierst. In der Kunst, die du nie machst. Im Zittern deines Körpers, wenn du dich nicht mehr ablenkst.
Aber hier kommt die Wendung: Die Anima wird früh geformt. Wenn deine Mutter kalt war... chaotisch... abwesend, zu nah oder fordernd... dann wurde deine innere Weiblichkeit – deine Anima – verletzt. Und heute fürchtest du Frauen. Oder brauchst sie. Oder verachtest sie. Oder spielst Rollen um sie herum. Denn sie aktivieren etwas in dir, das du nie gelernt hast zu halten. Also kontrollierst du. Beeindruckst. Ziehst dich zurück. Und es geht nicht einmal um sie. Es geht um den Teil in dir, den nie jemand gesehen hat.
Dein heutiges Verhalten – mehrere Frauen, weglaufen, Sex als Flucht – ist kein Zufall. Es ist eine psychologische Reaktion auf ein uraltes Trauma: Du versuchst, Nähe zu erleben, ohne dich hinzugeben. Geliebt zu werden, ohne dich zeigen zu müssen. Verschmelzen zu wollen, ohne dich zu verlieren.
Aber es funktioniert nicht. Du weißt das längst. Jeder Orgasmus macht dich leerer. Jede Lüge bestätigt deine Scham. Jeder neue Körper wird zum Echo-Raum, in dem der Junge in dir wieder nicht gehört wird.
Und so bleibst du im Loop: Scham. Flucht. Verführung. Dissoziation. Schuld. Wiederholung.
Symptome (Damit du erkennst, wenn deine Anima spricht):
Du sehnst dich nach Frauen, die dich nicht wollen und ziehst dich zurück von denen, die es tun.
Du verlierst deine Erektion, wenn sie dir zu nahe kommt, aber bist hart, wenn sie kalt, unerreichbar oder distanziert ist.
Beim Sex fühlst du dich taub. Nicht verbunden. Dein Körper ist da – aber du bist es nicht.
Du nennst sie hysterisch, wenn sie fühlt – aber tief in dir erschreckt dich ihr Chaos, weil es dein eigenes spiegelt.
Du idealisierst sie – dann entwertest du sie. Du betest sie an – und hasst sie dafür, dass sie dich berührt.
Du glaubst, du schützt dich. Aber in Wahrheit weichst du den Teilen in dir aus, die sie aufweckt.
Nach dem Sex fühlst du dich leer. Wenn sie deine Tränen sieht, schämst du dich. Du willst Nähe aber auch Abstand aber auch sie aber auch Flucht.
Du weißt nicht, was du willst – aber du weißt, dass es wehtut.
Das ist keine Störung. Das ist ein Bruch. Ein Zeichen, dass deine Seele heimkehren will. Dass deine Anima aus dem Keller flüstert oder schreit, endlich gefühlt zu werden.
Was jetzt? Integration. Kein „Heilen“, um besser zu funktionieren. Kein „Verbessern“ für Beziehung oder Performance. Sondern: Lernen zu bleiben. Mit den Gefühlen. Mit dem Impuls zu fliehen. Mit der Angst, erkannt zu werden. Mit dem Wunsch, vom Leben durchgefickt zu werden – und der Panik, die damit kommt.
Fühlen. Nicht analysieren. Nicht wegmachen. Bleiben. Mit der Enge. Mit der Wut. Mit der Weichheit. Mit der Schönheit. Mit der Angst vor deiner eigenen Tiefe.
Wenn du aufhörst, sie auf Frauen zu projizieren – hörst du auf, sie für deine Wunden verantwortlich zu machen. Du brauchst sie nicht mehr, um dich zu retten oder zu brechen oder zu beweisen, dass du existierst.
Du fängst an zu fühlen. Wirklich zu fühlen. Dein Spüren wird klarer. Deine Kreativität erwacht. Dein Sex wird lebendig – nicht perfekt, aber echt. Du hörst auf, Frauen in Kategorien zu stecken, und beginnst, sie als Menschen zu sehen. Und auch du wirst Mensch. Ganz.
Du brauchst keine neue Eroberung. Du brauchst einen Abstieg. In deine eigene Tiefe. Und vielleicht beginnt er genau hier. Nicht bei einer Frau. Nicht bei einem Therapeuten. Nicht bei einem Buch. Sondern bei einem Atemzug. Einem Innehalten. Und der Entscheidung, durch diese alte Tür zu gehen.
Niemand wird dafür klatschen. Niemand wird es sehen. Aber du wirst es fühlen. Und da beginnt alles.
Wenn etwas in dir bei diesem Text gezuckt hat – wenn dein Brustkorb eng wurde oder dein Bauch leise „Fuck“ gesagt hat – dann hast du den ersten Schritt längst getan. Lass uns weitergehen. Nicht als Gurus. Nicht als Experten. Als Männer, die keine Rollen mehr spielen wollen und endlich nach Hause kommen.
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Joe Turan
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