
Wir wurden von klein auf darauf konditioniert, ausschließlich jenen inneren Impulsen zu vertrauen, die sich stark, klar und souverän anfühlen; wir haben gelernt, nur dann weiterzugehen, wenn sich etwas richtig anfühlt, nur dann zu sprechen, wenn unsere Stimme ruhig und gefasst ist, nur dann zu handeln, wenn wir uns sicher sind und das Ergebnis kontrollieren können doch so funktioniert tiefe Heilung nicht, so entsteht kein echtes Wachstum, und so verändert sich auch kein Nervensystem in seiner Essenz.
Echtes Wachstum fühlt sich am Anfang oft wie Rückschritt an; echte Intelligenz fühlt sich zunächst wie Verwirrung oder sogar Dummheit an; echte Stärke kann sich im Moment des Geschehens wie absolute Schwäche anfühlen; und wirkliche Heilung fühlt sich – paradoxerweise – oft wie inneres Zerbrechen an.
Denn unser Körper, im Gegensatz zu unseren Gedanken, lügt nicht, und die Wahrheit ist: Wenn du dich tatsächlich veränderst nicht oberflächlich, sondern auf Zellebene, wirst du unweigerlich das Gefühl haben, auseinanderzufallen, weil in gewisser Weise genau das geschieht: Du stirbst in deinem alten Selbst, damit ein neues Selbst geboren werden kann.
Und dieser Zustand ist kein Scheitern, kein Beweis deiner Unzulänglichkeit das ist Neuroplastizität.
Neuroplastizität ist keine optimistische Fantasie der Selbsthilfeindustrie sie ist ein biologischer, messbarer und zutiefst realer Prozess; sie ist Blut, Feuer, chemische Elektrizität, und sie ist die rohe, kompromisslose Fähigkeit deines Gehirns, alte neuronale Bahnen abzubauen und neue anzulegen, neue Identitäten zu erschaffen, neue Möglichkeiten zu verkörpern.
Aber was dir fast niemand sagt weder in der Schule noch im spirituellen Coaching – ist, dass dein Gehirn sich nur dann neu verdrahtet, wenn du verletzlich bist, wenn du dich emotional nackt machst, wenn du dich nicht sicher fühlst, sondern so sehr außerhalb deiner Komfortzone bist, dass dein gesamtes System gezwungen ist, eine neue Landkarte zu erstellen, weil die alte nicht mehr funktioniert.
Das bedeutet: Wenn du im Fitnessstudio bist, dich zittrig fühlst, deine Muskeln brennen und du am liebsten abbrechen würdest genau in diesem Moment wächst dein Körper.
Wenn du ein komplexes Thema liest oder dich in ein Gespräch begibst, bei dem du dich dumm, ungenügend oder überfordert fühlst dann adaptieren sich gerade deine Neuronen.
Und wenn du weinend am Boden sitzt, nicht weißt, wer du bist oder wohin du gehörst das ist kein Zusammenbruch, sondern ein Durchbruch, das ist das Portal.
Denn wir wachsen nicht, indem wir Schmerz vermeiden oder übergehen, sondern nur, wenn wir unsere Beziehung zu diesem Schmerz verändern – dann, und nur dann, entsteht etwas Neues.
Das ist der Weg nicht drum herum, nicht darüber hinweg, sondern mittendurch, tief hindurch.
Und genau hier liegt das Paradox, an dem viele zerbrechen, ohne zu begreifen, wie nah sie der eigentlichen Verwandlung bereits waren: Um Zugang zu deiner wahren Kraft zu erhalten, musst du den einzigen Schritt tun, der sich im Moment absolut unsicher anfühlt, du musst dich verletzlich machen.
Du musst bei jenem Teil in dir bleiben, der sich klein, unsicher, ungeliebt oder ungenügend fühlt bei dem inneren Kind, das sagt „Ich kann das nicht“, bei der Stimme, die zweifelt, bei dem Nervensystem, das zusammenzuckt, sobald Berührung oder Nähe kommt, bei jenem tief eingeprägten Gefühl, zu spät zu sein, zu beschädigt, zu verloren.
Und anstatt diese innere Stimme zu unterdrücken, zu übertönen oder zu korrigieren hörst du ihr zu.
Du bleibst.
Du fliehst nicht.
Und genau dieses Bleiben dieses radikale Nicht-Fliehen ist das eigentliche Wunder.
Denn Verletzlichkeit, in ihrer ungeschützten, rohen, ungefilterten Form, ist nichts weniger als das biologische Signal für Neuverdrahtung – es ist der Ort, an dem dein System beginnt, sich umzuprogrammieren.
Wenn du also wachsen willst nicht nur äußerlich, sondern in deiner Tiefe, in deiner Verkörperung, in deiner Liebesfähigkeit und geistigen Klarheit, dann musst du bereit sein, wieder Anfänger zu sein; du musst den Mut finden, der Narr zu sein, das Kind, das sich nicht auskennt, der Mensch, der keine Antworten hat nicht, um etwas zu beweisen oder um eine neue Rolle zu spielen, sondern damit dein Nervensystem endlich das lernen kann, was es nie zu fühlen bekam:
Sicherheit im Sturm.
Präsenz im Ungewissen.
Stille inmitten der Scham.
Denn die tiefere Wahrheit ist:
Menschen können sich verändern aber nur, wenn sie bereit sind, still zu sitzen, bei sich zu bleiben, wenn es wehtut, wenn es brennt, wenn alles in ihnen sagt "Flieh!“.
Nicht, indem sie es umgehen.
Nicht, indem sie es intellektualisieren.
Nicht, indem sie es "positiv umdeuten“.
Sondern indem sie es fühlen roh, echt, nackt, atmend.
Und wenn du das tust
wenn du dich diesem Ort aussetzt, diesem brennenden Zentrum, an dem dein altes Ich nicht mehr funktioniert, aber das neue Ich noch nicht greifbar ist, dann wirst du nicht nur stärker oder klüger, dann wirst du neu.
Dein Gehirn ist nicht statisch.
Deine Geschichte ist kein Urteil.
Deine Scham ist keine Wahrheit.
Sie sind nur alte Schleifen eingespielte Muster.
Und dein Mut, bei ihnen zu bleiben und sie zu fühlen, ist das Werkzeug, mit dem du neue Bahnen gräbst.
Also stelle dir diese eine Frage
nicht morgen, sondern jetzt:
Kannst du in dem Moment, wo du früher gebrochen bist, heute bleiben?
Kannst du neben deinem Zittern sitzen, ohne es verändern zu müssen?
Kannst du in deiner empfundenen Unzulänglichkeit gesehen werden und trotzdem nicht weichen?
Denn genau dort in diesem brennenden Punkt zwischen Widerstand und Annahme
lebt die wahre Veränderung.
Nicht im Moment, wo du strahlst.
Sondern in dem Moment, in dem du beschließt, nicht zu fliehen.
Das ist die eigentliche Arbeit.
Nicht, weil sie sich gut anfühlt.
Sondern weil sie dich endlich echt macht.
Und jetzt du.
Wo in deinem Leben verwechselst du Wachstum mit Versagen?
Was, wenn die Scham nicht dein Feind, sondern ein heiliger Bote ist?
Was, wenn die gefühlte Schwäche in Wahrheit die Geburt einer neuen Weisheit ist?
Bleib da.
Sprich darüber.
Lass andere wissen, dass du nicht kaputt bist.
Du bist im Werden.
Joe Turan
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