Yoni-Gazing: Eine radikale Rückkehr zu dir selbst

Veröffentlicht am 1. August 2025 um 21:11

Die meisten Frauen kennen das Gefühl, dass ihr Körper permanent beurteilt wird. Kommentare von Partnern, von Medien, von der eigenen inneren Stimme, die längst gelernt hat, kritisch und hart zu sein. Über Jahre entsteht so eine Distanz zum eigenen Körper. Ein Körper, der sich fremd anfühlt. Ein Körper, den man eher managt, bewertet oder ablehnt, als ihn wirklich zu bewohnen.

 

Yoni-Gazing ist eine Praxis, die diese Distanz unterbricht. Sie fordert dich auf, dich selbst zu sehen und mit deinem eigenen Blick präsent zu bleiben. Nicht, um etwas zu korrigieren, nicht, um ein Ideal zu erreichen, sondern um dich wahrzunehmen. Es klingt simpel und kann doch tiefgreifende innere Bewegungen auslösen.

 

Stell dir vor, du richtest dir morgens einen Raum nur für dich ein. Ein Spiegel, ein weicher Platz zum Sitzen, vielleicht eine Kerze oder etwas Öl. Dann setzt du dich nackt vor den Spiegel. Du atmest, du spürst, du schaust dich an. Nicht flüchtig, nicht mit dem Blick einer Fremden, sondern als Mensch, der sich selbst begegnet. Gedanken und Urteile tauchen auf. Schamgefühle, alte Geschichten über deinen Körper, über Sexualität, über Wert. Du lässt sie da sein, nimmst sie wahr und kehrst zurück zum Schauen, zum Atmen, zum Spüren. Du berührst dich, wenn es sich richtig anfühlt, nicht funktional, sondern als Geste der Selbstzuwendung.

 

Diese Praxis ist keine Performance und auch keine sexuelle Technik im engeren Sinn. Sie ist ein Ritual, in dem du dir selbst erlaubst, zu sehen, was da ist, ohne Druck, ohne Agenda. Viele Frauen berichten, dass dieser Moment am Morgen ihre gesamte Tagesenergie verändert. Wer sich selbst gesehen, berührt und mit liebevollem Blick gehalten hat, geht anders durch den Tag. Weniger reaktiv. Weniger verunsichert durch äußere Urteile. Klarer im eigenen Körper.

 

Yoni-Gazing ist besonders wertvoll, wenn alte Verletzungen eine Rolle spielen. Viele Frauen tragen Erfahrungen, in denen ihr Körper benutzt, bewertet oder abgewertet wurde. Häufig reicht das bis in die Kindheit zurück. Die eigene Sexualität war vielleicht von Anfang an etwas, das kontrolliert, angepasst oder unterdrückt wurde. Sich dann selbst bewusst anzusehen, kann anfangs ungewohnt oder sogar unangenehm sein. Genau dort liegt das Potenzial. Was wir nicht anschauen, bleibt oft voller Scham. Was wir anschauen, kann sich verändern.

 

Als Therapeut sehe ich, wie sehr die Beziehung zum eigenen Körper prägt, wie Frauen lieben, Grenzen setzen, Sexualität leben und Nähe gestalten. Ein liebevoller Blick auf die eigene Yoni kann ein Gegenmittel zu jahrzehntelanger Objektivierung sein. Es ist ein Akt der Rückholung. Dein Körper gehört dir. Deine Wahrnehmung gehört dir. Die Bedeutung, die du ihm gibst, entsteht hier, nicht im Außen.

 

Wenn du beginnen möchtest, wähle einen Zeitpunkt, an dem du ungestört bist. Schaffe dir einen angenehmen Raum, damit du dich entspannen kannst. Richte einen Spiegel so aus, dass du dich gut sehen kannst. Atme. Spüre dich. Halte den Blick. Nimm wahr, welche Gedanken auftauchen, und bleibe präsent. Erlaube dir, deine eigenen Empfindungen ernst zu nehmen. Du musst nichts erreichen. Allein die Begegnung zählt.

 

Viele Frauen erleben dadurch nach und nach eine Veränderung, die sich kaum in Worte fassen lässt: ein Gefühl von Eigenständigkeit im Körper, von Frieden mit sich selbst, von Selbstvertrauen, das nicht aus äußeren Bestätigungen kommt. Diese Praxis kann zu einem Ritual der Selbstheilung werden. Sie kann ein Ort sein, an dem du Kraft schöpfst und in dir selbst ankommst.

 

Wenn du das ausprobierst, nimm dir Zeit, um die Erfahrung danach zu reflektieren. Fühlst du dich verbunden oder fremd? Kommen alte Emotionen hoch? Schreib es auf oder sprich darüber, falls du möchtest. Mit der Zeit entsteht eine tiefere Vertrautheit mit dir selbst. Du wirst bemerken, wie sich deine Haltung zu deinem Körper und zu deiner Sexualität verändert. Und manchmal öffnen sich Räume, in denen alte Wunden sichtbar werden. Wenn das passiert, such dir Unterstützung, falls es sich zu intensiv anfühlt. Es geht nicht um Perfektion, sondern um ehrliche Begegnung mit dir selbst.

 

Joe Turan

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