Der Raum, in den du jede Nacht gezwungen wirst

Veröffentlicht am 14. August 2025 um 09:13

Was wäre, wenn du gefangen gehalten würdest und dein Entführer dir jeden Tag eine Wahl lässt: Du kannst langsam und schmerzhaft sterben oder du kannst in einen Raum gehen, in dem das Konzept von Determinismus nicht existiert.

 

In diesem Raum gibt es also keine Möglichkeit, zukünftige Zustände erfolgreich auf der Basis vergangener Zustände vorherzusagen. Ein Glas Wasser in deiner Hand könnte sich plötzlich in eine Schlange verwandeln. Eine Kommode könnte plötzlich vor deinem Bücherregal auftauchen obwohl das vielleicht einfach daran liegt, dass du deine Wohnung renovierst.

 

Dein Entführer verspricht dir, dass du egal wie gefährlich der Raum erscheint, egal wie viel Schmerz du erleidest ihn am Ende körperlich unversehrt wieder verlassen wirst. Vielleicht etwas verwirrt, was verständlich ist, aber ansonsten okay. Und manchmal wird der Raum überhaupt nicht beängstigend sein. Manchmal wird er schön und glücklich sein aber du wirst das nie vorher wissen können.

 

Und im Inneren dieses Raumes wirst du vergessen, dass du jemals in einer zuverlässig deterministischen Welt warst denn das würde Determinismus erfordern. Du müsstest wissen, dass du im Raum bist, basierend auf der vergangenen Bedingung, dass dein Entführer dich hineingesteckt hat.

 

Also fragst du deinen Entführer vielleicht: Warum zur Hölle tust du das? Und er sagt: Weil du anstrengend bist. Es bringt ihn um, sich um dich zu kümmern. Wenn er keine Pause bekommt, wird er auch sterben. Also: Entweder sterbt ihr beide oder du gehst in den Raum.

 

Dann sagst du vielleicht: Dann lass mich einfach gehen. Und der Entführer sagt: Nein, das ist keine Option. Tod oder Raum. Was soll es sein?

 

Aber eigentlich musst du dir dieses Szenario gar nicht ausmalen denn du erlebst es jede Nacht, wenn du einschläfst. Dein Entführer ist der Rest deines Körpers, der deinen erschöpfenden, bewussten, deterministischen Verstand abschalten muss. Und wenn er das nicht schafft, werden du und dein Körper sterben.

 

Lass uns beim Namen nennen, was passiert, sobald du im Raum bist.

 

1. Amyloid-Beta-Ausleitung

Während du bewusstlos bist, aktiviert das Gehirn das glymphatische System, eine Art Reinigungssystem, das Stoffwechselabfälle aus dem Gehirn spült. Eines seiner Hauptziele ist Amyloid-Beta, ein Protein, das mit Alzheimer in Verbindung steht. Dieses Abfallprodukt sammelt sich im Wachzustand an. Die Ausleitung geschieht fast ausschließlich im Tiefschlaf. Wenn du nicht schläfst, bleibt es im System. Und ab einem bestimmten Punkt beginnt der Schaden, sich selbst zu verstärken.

 

2. Autophagie

Autophagie ist der Prozess, bei dem Zellen beschädigte oder funktionslose Bestandteile abbauen und recyceln. Das ist keine Wartung das ist gezielter Abbruch und Wiederaufbau auf Zellebene. Dieser Prozess wird im Tiefschlaf aktiviert, besonders bei niedrigen Insulin- und Nährstoffwerten. Im Wachzustand passiert das nicht. Wer wach bleibt, blockiert Reparatur.

 

3. Hormonregulation

Im Schlaf wird Wachstumshormon ausgeschüttet vor allem im Tiefschlaf. Es hilft beim Muskelaufbau, Gewebeheilung und Knochenwachstum. Gleichzeitig sinkt der Cortisolspiegel. Ohne Schlaf bleibt Cortisol erhöht, und du wachst erschöpft, gereizt und innerlich unruhig auf. Das ist keine Schwäche. Das ist ein hormonelles Ungleichgewicht.

 

4. Immunfunktion

Schlaf kalibriert das Immunsystem neu. Entzündungsmarker gehen runter. T-Zellen regenerieren sich. Natürliche Killerzellen werden aktiviert. Wer dauerhaft schlecht schläft, hat kein schwaches Immunsystem er hat ein überlastetes, fehlgesteuertes. Entzündungen steigen. Autoimmunreaktionen nehmen zu. Die Krankheitsanfälligkeit wächst.

 

5. Emotionale Regulation

REM-Schlaf hilft dem Gehirn, emotionale Erlebnisse zu verarbeiten und ihre emotionale Ladung zu reduzieren. Wer nicht schläft, hat eine überaktive Amygdala das Angstzentrum. Du wirst reizbar, unkonzentriert, irrational. Dein Nervensystem verliert die Balance. Du fühlst dich nicht nur schlechter. Du bist neurobiologisch instabil.

 

6. Gedächtnisbildung

Im Schlaf wird entschieden, welche Informationen ins Langzeitgedächtnis überführt werden. Fakten, Erlebnisse, Fertigkeiten. Ohne Schlaf bleibt alles fragmentiert. Du kannst so viel lernen, wie du willst. Wenn du nicht schläfst, speicherst du nichts davon richtig ab.

 

7. Stoffwechsel und Appetitkontrolle

Schlaf beeinflusst die Hormone Ghrelin und Leptin zuständig für Hunger- und Sättigungsgefühl. Schlafmangel bringt beide aus dem Gleichgewicht. Du bekommst mehr Hunger. Du willst Zucker. Du nimmst zu. Nicht wegen Willensschwäche, sondern wegen hormoneller Fehlsteuerung.

 

Schlaf ist kein Ausruhen. Schlaf ist Reparatur.

Und Reparatur beginnt dort, wo du aufhörst, Kontrolle zu haben.

 

Joe Turan 

🌐 www.joeturan.com

 

Wenn dir mein Content gefällt, unterstütze mich, indem du mir auf Instagram folgst:

 

IG: @joeturan1

 

Hier geht’s zu meinem Profil:

www.instagram.com/joeturan1

 

Danke 💚

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.