Was, wenn deine Gefühllosigkeit kein Zusammenbruch ist, sondern ein Durchbruch?

Veröffentlicht am 21. September 2025 um 07:24

Was, wenn du nicht verloren, nicht kaputt, nicht depressiv bist, sondern dabei bist aufzuwachen?

 

Eines Tages berührt dich nichts mehr von dem, was dich früher erfüllt hat.

 

Du funktionierst, erfüllst deine Aufgaben, leistest. Nach außen wirkt alles normal. Du scheinst erfolgreich zu sein. Aber innerlich fehlt etwas, und es ist nicht subtil. Es schreit in seiner Leere.

 

Du fühlst dich flach, taub, abgetrennt. Nicht nur von anderen, sondern auch von dir selbst. Sogar Sex, der früher voller Verlangen war, fühlt sich jetzt wie eine Pflicht an. Dein Körper bewegt sich vielleicht, aber dein Herz ist nicht im Raum.

 

Du beginnst, alles zu hinterfragen: dich, deine Realität, deine Beziehungen. Vielleicht, denkst du, ist es eine Midlife-Crisis.

Der Job, den du einst geliebt hast. Die Karriere, die du dir aufgebaut hast. Die Beziehung, auf die du stolz warst. Der Sex, der dir einst Gänsehaut gemacht hat. Nichts davon brennt mehr.

 

Du bist nicht offensichtlich unglücklich. Du lächelst, wenn es erwartet wird. Du funktionierst. Aber innerlich ist etwas still geworden. Du wachst auf und fühlst ... nichts.

 

Du denkst, etwas stimmt nicht mit dir. Also beginnst du zu suchen, nach irgendetwas, das dich wieder aufweckt. Damit du wieder etwas fühlst.

 

Du versuchst es mit Therapie, mit Atemarbeit. Du fängst wieder an zu rauchen, Gras oder Zigaretten, egal. Du trinkst mehr als sonst. Oder du beginnst eine Affäre. Vielleicht geht es nicht einmal um Liebe. Sondern um Adrenalin, um den Rausch, um das Gefühl, wieder begehrt zu sein.

 

Du erkennst dich selbst nicht wieder, weißt aber auch nicht, wie du damit aufhören sollst. Du jagst Funken, weil das alte Feuer erloschen ist, und du hast Angst, dass es nie wiederkommt.

 

Und genau das ist das Problem. Du versuchst, zu einer Version deiner selbst zurückzukehren, die dir nicht mehr passt.

 

Was du erlebst, ist keine Fehlfunktion, sondern ein Übergang.

 

Du brichst nicht zusammen, du öffnest dich.

 

Es gibt eine Phase menschlicher Entwicklung, über die zu wenig gesprochen wird. Sie kommt nach der Leistungsphase, nach dem Streben, dem Erfolg, dem Aufbau einer Identität. Sie beginnt, wenn dein Nervensystem genug hat vom Vorspielen, vom Hinterherlaufen, vom Beweisen.

 

Und sie fühlt sich nicht anmutig an. Sie fühlt sich an wie Desinteresse an allem, was dich einst definiert hat. Du erkennst deine eigenen Gedanken nicht wieder, deine alten Muster. Du spürst Stille in deiner Brust, wo früher Aufregung war.

 

Und es fühlt sich nicht wie ein friedliches spirituelles Erwachen an. Es fühlt sich an wie Erschöpfung. Wie ein stummer Blick auf dein Leben, begleitet von dem Gedanken: "Ich will das alles nicht mehr ... aber ich weiß nicht, was sonst."

 

Dein System wird taub, nicht weil es versagt, sondern weil es überlastet ist. Dein Nervensystem ist müde vom Vorspielen, müde vom Funktionieren, müde davon, ständig Ja zu Dingen zu sagen, die dich nicht nähren.

 

Selbst Sex wird mechanisch. Lachen klingt hohl. Deine eigene Stimme kommt dir fremd vor.

 

Du glaubst, mit dir stimmt etwas nicht. Du brauchst Medikamente. Du brauchst Antworten. Du musst zurück zu dem, der du einmal warst.

 

Aber diese Version von dir kommt nicht zurück. Und das ist kein Verlust, sondern ein Anfang.

 

Du hörst auf zu jagen. Du hörst auf zu beweisen. Du hörst auf, gemocht, bewundert oder verstanden werden zu müssen. Menschen, die dich nicht mehr sehen, spielst du nichts mehr vor. Wenn jemand gehen will, hilfst du beim Packen.

 

Nicht, weil du kalt bist, sondern weil du endlich aufhörst, darum zu betteln, gewählt zu werden.

 

Du sprichst weniger. Du ruhst mehr. Du gehst nicht mehr überall hin, wo du eingeladen wirst. Du sagst Nein, ohne dich zu erklären. Du willst Stille. Du sehnst dich nach Ehrlichkeit. Nach Echtheit, Verbindung ohne Rolle, ohne Drama. Frieden wird dein Ziel, dein Zuhause.

 

Du bist nicht faul. Du bist fertig mit dem Hustle um deinen Wert.

 

Du bist nicht apathisch. Du filterst, was nicht mehr zu dir passt.

 

Du bist nicht verwirrt. Du baust dich neu.

 

Und ja, du wirst dich trotzdem ablenken. Mit Alkohol, mit Joints, mit Flirts, mit Binge-Watching. Du wirst versuchen, die Taubheit aus deinem Körper zu schütteln mit Lärm, Bewegung und schnellen Dopamin-Kicks. Das ist nicht beschämend. Das ist menschlich. Es ist dein System, das am Leben bleiben will, in einer Welt, die Taubheit belohnt und Erfolg nennt.

 

Aber irgendwann beginnst du, mehr zuzuhören als davonzulaufen.

 

Du merkst: Dein Nervensystem will nicht mehr Input. Es will weniger. Deine Seele will nicht mehr Reize. Sie will Wahrheit. Keine inszenierte Heilung. Keine weiteren Tools. Nur Raum. Stille. Einen Ort, wo dein Nein erlaubt ist. Wo du dich nicht erklären musst, warum du nicht mehr bist, wer du mal warst.

 

Es geht nicht darum, jemand "Besseres" zu werden. Es geht darum, jemand Echtes zu werden.

 

Wenn du aufhörst, nach Aufmerksamkeit zu dürsten, und stattdessen nach Frieden suchst, bist du im Übergang.

 

Wenn du nicht mehr berührt werden willst, sondern gefühlt werden willst, wachst du auf.

 

Wenn du nicht mehr "funktionieren" willst, sondern dich sicher fühlen willst in deinem eigenen Körper, kommst du nach Hause.

 

Du gibst nicht auf. Du schaffst Raum.

Du brichst nicht zusammen. Du durchbrichst Muster.

Das ist keine Depression. Das ist eine Neukalibrierung.

 

Wenn diese Phase beginnt, fühlt sie sich einsam an. Du hast das Gefühl, eine Sprache zu sprechen, die niemand versteht. Und irgendwie ist das auch so. Es ist die Sprache der Selbstwahrung, der inneren Evolution, der Wahrheit.

 

Das ist der Teil deiner Geschichte, in dem du nicht mehr an Show interessiert bist. Du willst Präsenz. Du willst echte Verbindung. Nicht die, die gut aussieht. Sondern die, die Gewicht hat im Körper.

 

Du wirst stiller, ziehst dich zurück in die Natur, in die Ruhe. Vielleicht weinst du, ohne zu wissen warum. Sagst Nein, ohne es zu erklären. Brauchst mehr Schlaf, mehr Zeit allein, weniger Bildschirme, mehr Sanftheit.

 

Das sind keine Zeichen des Scheiterns. Das sind Zeichen eines Nervensystems, das nach Jahren auf geliehener Energie seinen eigenen Rhythmus sucht.

 

Das ist nicht das Ende deines Feuers. Es ist der Anfang deiner Wahrheit.

 

Du musst dich nicht "reparieren". Du musst zuhören.

Der Teil in dir, der sich leer anfühlt, ist kein Fehler. Er ist eine Botschaft.

Die Seele ist klug. Wenn sie nicht mehr genährt wird, macht sie sich bemerkbar. Nicht mit Panik, sondern mit Stille.

 

Wenn deine Träume dir nicht mehr passen, ist das kein Scheitern. Es bedeutet, du bist gewachsen. Dein System will nicht mehr überleben. Es will leben.

 

Wenn du also gerade in dieser Phase bist, wo nichts mehr stimmig wirkt, wo alles dumpf ist, wo dein altes Leben nicht mehr passt, dann wisse:

 

Du bist nicht kaputt. Du wachst auf.

Begegne dir selbst mit Mitgefühl und Sanftheit.

Diese Phase bleibt nicht für immer, und was danach kommt, wird alles Sinn ergeben.

 

Joe Turan

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