Die zwei unattraktivsten Eigenschaften eines Mannes

Veröffentlicht am 26. September 2025 um 07:30

Ein Mann, der in Beziehungen scheitert, trägt meist eines von zwei Mustern in sich, die die Intimität still und dauerhaft sabotieren. Diese Muster bleiben dem Mann oft selbst verborgen, werden aber von den Frauen, mit denen er in Kontakt tritt, sehr deutlich gespürt. Sie zeigen sich nicht unbedingt in dem, was er sagt oder in Momenten der Ruhe tut, sondern in dem, wie er mit emotionaler Spannung, Enttäuschung, Angst vor Zurückweisung und Kontrollverlust umgeht. Im Kern geht es bei beiden Mustern um einen Mangel an Verantwortung für das eigene Innenleben. Nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Besitzübernahme. Eine Bereitschaft, das eigene Fühlen zu spüren, zu benennen und zu regulieren, anstatt es auf andere zu projizieren oder unter einer Schutzschicht zu verstecken.

 

Das erste Muster nenne ich das „beleidigte Baby“. Dieser Mann hat kein Defizit an emotionaler Tiefe, sondern an emotionaler Führung. Er fühlt viel, aber er hat nicht gelernt, mit diesen Gefühlen eigenverantwortlich umzugehen. Wenn er sich übersehen fühlt, schmollt er. Wenn er sich verletzlich fühlt, zieht er sich zurück. Er hofft insgeheim, dass seine Partnerin seine innere Unruhe spürt und ihn aus dieser Ohnmacht befreit. Er benennt selten klar, was in ihm lebendig ist. Stattdessen kommuniziert er über Rückzug, Sarkasmus oder Kälte. Sein, meist unbewusstes, inneres Skript lautet: „Wenn du mich wirklich liebst, solltest du doch spüren, wie es mir geht.“ Was er dabei nicht sieht: Diese Haltung zerstört Vertrauen und sexuelle Anziehung. Anfangs versucht die Frau vielleicht noch, ihn zu deuten, zu stützen, vielleicht sogar zu bemuttern. Doch irgendwann fühlt sie sich von der Last seiner ungeklärten Emotionalität erschöpft, während er sich weiter als das übersehene, missverstandene Opfer inszeniert.

 

Dieses Muster entspringt selten böser Absicht. Es ist das Resultat einer unterbrochenen emotionalen Reifung. Oft stammen solche Männer aus Umfeldern, in denen emotionale Bedürfnisse nicht mit Neugier oder Co-Regulation beantwortet wurden. Stattdessen lernten sie, dass Verletzlichkeit zu Ablehnung oder Strafe führt. Mit der Zeit entwickelten sie kindliche Strategien wie Rückzug, Schuldzuweisung oder emotionaler Protest, die damals das Überleben sicherten, heute aber ihre Beziehungen sabotieren. In ihnen lebt ein inneres Kind, das darauf hofft, dass jemand seine Gefühle errät, seine Unsicherheit erkennt und alles wieder gut macht. Doch Liebesbeziehungen funktionieren nicht in dieser Dynamik. Die Frau wird zur Betreuerin. Der Mann bleibt der verletzte Junge. Die erotische Verbindung leidet, weil einer die ganze emotionale Verantwortung trägt. So entsteht ein Ungleichgewicht, in dem sich Liebe nach Elternschaft anfühlt und Begehren langsam stirbt.

 

Das zweite Muster ist der Mann mit dem „Schulterpanzer“. Dieser Mann ist schwerer erreichbar, weil seine Wunden gut gepanzert sind. Er wirkt stark, aber agiert aus Reaktivität. Nach außen erscheint er selbstbewusst, meinungsstark oder sogar charismatisch. Doch innerlich erwartet er Zurückweisung, rechnet mit Verrat und spricht mit einer Bitterkeit, die mehr über seine Vergangenheit verrät als über seine Gegenwart. Er redet über Frauen, als wären sie ein Problem, das es zu lösen gilt. Er verallgemeinert auf Basis früher Verletzungen, die nie verarbeitet wurden. Er sagt Dinge wie: „Die spielen doch alle nur Spielchen“ oder „Ich hab genug davon, ausgenutzt zu werden.“ Er glaubt, er sei nur ehrlich, doch in Wahrheit verteidigt er sich gegen jede Form von Nähe.

 

Diese Verteidigung wurzelt oft in wiederholten Enttäuschungen in der Liebe, die nie wirklich betrauert wurden. Statt sich dem Schmerz zu stellen, baute er sich eine Weltsicht auf, in der Frauen zur Bedrohung wurden und sein Ego zum Schutzschild. Er manipuliert nicht bewusst. Er versucht zu überleben. Doch das Ergebnis ist ein chronischer Zustand emotionaler Verschlossenheit. Er begegnet Dating mit Misstrauen, Verachtung oder Abwertung und macht andere für sein Alleinsein verantwortlich, statt die eigenen Muster zu hinterfragen. Er nennt sich Realist oder behauptet, er schützt sich nur, aber in Wirklichkeit vermeidet er. Und auch das spüren Frauen. Niemand möchte sich auf einen Mann einlassen, der von vornherein mit Verrat rechnet. Keine Frau möchte sich einem Menschen öffnen, der sie innerlich schon als Gegnerin eingestuft hat. Seine Energie stößt Intimität ab, weil sie das Gegenüber in eine Beweispflicht drängt. Sie muss zeigen, dass sie nicht wie die anderen ist, dass sie sicher, vertrauenswürdig und weich ist. Doch das ist keine Verbindung, das ist ein Test.

 

Was beide Männer gemeinsam haben, ob sie durch Rückzug oder Kontrolle agieren, ist das Fehlen von echter Selbstverantwortung. Nicht für das, was ihnen passiert ist, sondern für das, was sie daraus gemacht haben. Beide stecken in einem inneren Protest, nicht in Präsenz. Der eine wartet darauf, gerettet zu werden. Der andere lässt niemanden mehr an sich heran. Der eine verwandelt Schmerz in Abhängigkeit. Der andere verwandelt ihn in Verachtung. Keiner von beiden hat den alten Kummer wirklich durchlebt. Und solange das so bleibt, wird jede neue Beziehung wieder dieselbe unverdaute Arbeit spiegeln, die sie eigentlich vermeiden wollen.

 

Der Ausweg liegt nicht in Schuldgefühlen, Maskierung oder Imagepflege. Der Weg führt über radikale Verantwortung. Nicht die Art von Verantwortung, die sich selbst für alles verurteilt, sondern die, die aufhört, vom Außen zu erwarten, das Innere zu heilen. Verantwortung bedeutet, das eigene Gefühl zu benennen, ohne es zu benutzen. Es bedeutet, emotional präsent zu bleiben, auch wenn es unbequem wird. Es heißt, selbst den ersten Schritt zur Klärung zu machen, anstatt zu warten, bis jemand anderes die Brücke baut. Und es bedeutet, die Vorstellung loszulassen, dass dein Schmerz dir ein Recht auf emotionale Abschottung gibt.

 

Frauen reagieren nicht auf Perfektion. Sie reagieren auf Präsenz. Nicht auf Kontrolle, sondern auf innere Stabilität. Sie wollen spüren, dass du da bleibst, wenn es stürmt. Dass du atmest, anstatt zu flüchten. Dass du dich selbst führen kannst, ohne sie verantwortlich zu machen. Das ist es, was Vertrauen schafft. Was Nähe möglich macht. Was Begehren trägt.

 

Wenn du es ernst meinst mit Veränderung, dann beginne damit, zu erkennen, wie oft du aus alten Wunden handelst statt aus echter Verbindung. Lerne, über dein Erleben zu sprechen, bevor dein Körper es austrägt. Hör auf, deinen inneren Zustand anderen aufzubürden, und beginn zu erforschen, welche Kindheitsmuster du immer noch wiederholst. Betrauere die Enttäuschungen, die du weggeschoben hast, nicht um im Schmerz zu bleiben, sondern um ihn zu verdauen. Um daran zu wachsen. Um endlich der Mann zu werden, der halten kann, was er sich wünscht. Denn Beziehung ist kein Spiel, kein Trick, kein Rollenverhalten. Beziehung ist die emotionale Atmosphäre, die du in den Raum bringst. Und nur du bist dafür verantwortlich. Niemand sonst.

 

Wenn du Partnerschaft willst, verhalte dich wie ein Mann, der die Realität eines anderen Menschen halten kann, ohne einzuknicken oder Kontrolle auszuüben, um sich sicher zu fühlen.

 

Joe Turan

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