Dopamin und Sucht: Aus dem Teufelskreis ausbrechen

Veröffentlicht am 2. Oktober 2025 um 20:34

 

Das Belohnungssystem im Gehirn: Die blauen Linien zeigen die dopaminergen Nervenbahnen, die stark an Motivation, Lernen und Glücksgefühlen beteiligt sind. Dopamin wirkt als Belohnungssignal tief im Gehirn. Es motiviert uns und vermittelt Freude, wenn wir etwas Gutes erleben: leckeres Essen, Sport, Sex oder ein Kompliment. Wir fühlen uns zufrieden und lernen, dass diese Handlung positiv war. Dopamin sorgt also dafür, dass wir wertvolle oder schöne Verhaltensweisen wiederholen möchten. Ohne Dopamin keine Motivation, kein Lustgefühl. Doch gerade dieses System, das uns eigentlich schützen und belohnen soll, wird bei einer Sucht zum Fallstrick.

 

Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Wenn ein bestimmtes Verhalten in einem bestimmten Kontext ein gutes Gefühl auslöst, speichert es sich so: Situation führt zu Handlung führt zu gutem Gefühl. Jedes Mal, wenn wir in diese Situation geraten, drängt uns das Gehirn zur gleichen Handlung, oft ohne Nachzudenken. Routinen entstehen. Und auch Suchtroutinen. Bei Julian etwa wurden Feierabend und Stress automatisch mit Alkohol trinken verknüpft. Dopamin belohnte ihn für das Bier. Also griff er beim nächsten Stress wieder dazu. Dieses Lernen durch Dopamin ist mächtig.

 

Normalerweise hält unser innerer Regelkreis die Balance. Ist das Bedürfnis gestillt, pendelt sich das Dopamin wieder auf ein normales Niveau ein und wir hören auf. Suchtmittel jedoch hebeln diesen Regelkreis aus. Ob Alkohol, Nikotin, Kokain oder auch Verhaltenssüchte wie Glücksspiel oder Gaming, sie alle führen zu übermäßiger Dopaminausschüttung. Diese Verhaltensweisen kapern das Belohnungssystem und aktivieren es stärker, als natürliche Reize es könnten. Das Gehirn wird geflutet mit Dopamin. Das intensive High-Gefühl lässt natürliche Erfahrungen blass wirken. Unser Gehirn interpretiert diese extreme Flut als Hinweis auf enorme Bedeutung fürs Überleben, auch wenn es schädlich ist. So lernen wir in rasantem Tempo, dass das Suchtmittel Belohnung bringt. Die Sucht kapert das Lernsystem, verstärkt alle mit dem Suchtmittel verbundenen Verhaltensweisen. Ein Verlangen entsteht, diesen Zustand immer wieder hervorzurufen. Craving, das unwiderstehliche Begehren.

 

Doch der Teufelskreis dreht sich weiter. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an die künstlich hohen Dopaminspiegel. Es reagiert, indem es die Empfänglichkeit drosselt. Zum Beispiel durch Verringerung von Dopamin-Rezeptoren. Stell dir vor, du schreist ständig in ein Mikrofon. Irgendwann senkt der Lautsprecher den Pegel. So dreht das Gehirn die Sensibilität für Dopamin herunter, um sich vor Überlastung zu schützen. Die Folge ist Toleranz. Das ursprüngliche Level reicht nicht mehr, um das Hochgefühl zu erzeugen. Man braucht mehr, stärkere Stimuli, um überhaupt etwas zu spüren. Julian merkte das. Ein Bier wirkte kaum, also trank er mehr. Das ist typisch für Sucht. Man benötigt höhere Dosen oder intensivere Stimulation, um dasselbe Hochgefühl zu erleben.

 

Während die Dosis steigt, geschieht etwas Heimtückisches. Natürliche Freuden verlieren ihren Reiz. Da das Gehirn auf Dauerreizung mit Abstumpfung reagiert, liefern normale Aktivitäten kaum noch Dopamin-Kicks. Dinge, die früher Freude brachten wie gutes Essen, Zeit mit Freunden oder Hobbys wirken plötzlich blass. Die Welt wirkt leer. Nur das Suchtmittel löst noch Empfindung aus. Dieses Phänomen nennt man Anhedonie. Die Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Betroffene fühlen sich leer, depressiv und finden im Alltag kaum Befriedigung. Bei Julian hieß das: Ohne Alkohol fühlte er sich gereizt, traurig, innerlich tot. Der Stoff war geworden, worum es nicht mehr ging, um zu leben, sondern um überhaupt zu funktionieren.

 

So entsteht ein teuflischer Kreislauf. Das Suchtmittel belohnt das Gehirn mit Dopamin und suggeriert Bedeutung. Man wiederholt das Verhalten. Das Gehirn passt sich an. Man braucht immer mehr. Natürliche Freude verliert ihren Glanz. Stress und Entzug führen zu weiterem Verlangen. Auslöser wie Gerüche, Orte, Gefühle, sie allein können Craving auslösen, weil sie verknüpft sind mit dem Suchtmittel. Spätestens dann ist die Sucht zur Zwangshandlung geworden. Es fühlt sich an, als habe man die Kontrolle verloren. Und in gewissem Maße stimmt das auch. Das Belohnungssystem hat die Führung übernommen.

 

Aber was das Gehirn lernen kann, kann es auch umlernen. Sucht bedeutet, dass sich Pfade stark in ungesunde Richtungen verfestigt haben. Doch es gibt Wege, neue Verknüpfungen zu schaffen, alte Pfade abzuschwächen und das Gleichgewicht neu zu etablieren. Julian hat es geschafft. Und auch du kannst den Kreislauf durchbrechen.

Joe Turan

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