
Hast du dir je gewünscht, genommen zu werden, ohne dass vorher gefragt wird? Und dich gleichzeitig dafür geschämt, dass genau dieser Wunsch in dir lebt?
Wenn dich das berührt, lies bitte weiter. Denn dieser Text könnte mit dir zu tun haben.
Es geht hier um CNC, Consensual Non Consent, das einvernehmliche Uneinvernehmen. Ein Spiel mit dem Nein und mit allem, was dazwischen liegt. Ein sehr persönlicher Text über Lust, Macht und Vertrauen.
Es gibt Dinge, die kann man nicht googeln. Nicht wirklich. Weil du in Wahrheit keine Antwort suchst, sondern jemanden, der dich sieht, während du die Frage überhaupt erst formulierst.
CNC ist eines dieser Dinge. Ein Nein, das in Wahrheit ein Ja trägt. Ein Ja, das sich anfühlt wie ein Nein.
Nicht jeder versteht das, und nicht jeder muss es verstehen. Aber wenn du noch liest, trägst du vielleicht selbst so ein Flüstern in dir. Eine Fantasie, die du nicht aussprechen kannst, ohne dabei das Bild, das du von dir selbst hast, zu erschüttern.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir zum ersten Mal jemand in meiner Praxis sagte:
"Ich will, dass er mich nimmt. Nicht fragt. Nicht zögert. Ich will schreien dürfen und mich trotzdem sicher fühlen."
Und ich erinnere mich ebenso gut an das Schweigen danach. An das Brodeln dieser einen Frage in ihr: "Bin ich kaputt?"
Nein. Du bist nicht kaputt. Du bist echt.
CNC hat viele Gesichter. Und keine einzige Schublade wird dem gerecht. Aber ich will es trotzdem versuchen, nicht um dich zu belehren, sondern damit du dich vielleicht ein kleines bisschen wiedererkennst.
Forcible Rape Play, also das gespielte Überwältigen, ist roh, direkt und nichts für schwache Nerven. Und ganz sicher nichts für Menschen, die denken, Grenzen seien verhandelbar.
Hier geht es nicht um ein bisschen Grobheit. Hier geht es darum, dass ich dich nehme, obwohl du "nein" sagst, weil wir vorher ganz klar abgemacht haben, dass dein "nein" ein Teil des Spiels ist. Nicht die Grenze.
Das kann so einfach sein wie:
"Mach es irgendwann. Heute. Morgen. In den nächsten drei Tagen. Ich will nicht wissen, wann."
Oder: "Ich will, dass du ein Fremder bist. Nicht mein Partner. Nicht mein Mann. Nicht der, der mich liebt."
Und danach? Dann wird verhandelt. Klingt unromantisch? Nein, es klingt nach echter Verantwortung.
Was ist erlaubt? Widerstand? Fesseln? Symbolische oder echte Waffen? Und was passiert danach? Bleibt der "Angreifer"? Oder kehrt mein Partner zurück und hält mich?
Ein kluger Vorschlag, den ich einmal gehört habe:
Schreib dir vorher eine Szene auf. Extrem. Worst Case.
Und dann frag dich: "Fühlt sich das heiß an? Oder falsch?"
Wenn es heiß ist, go.
Wenn falsch, neue Vereinbarung.
Free Use, das gibt es überall. Wir nennen es nur nicht so.
Wenn du deinen Partner einfach küsst, ohne vorher zu fragen, ist das Free Use.
Wenn du ihm in den Nacken beißt, weil es sich gerade gut anfühlt, auch.
Aber sobald Genitalien im Spiel sind, wird es plötzlich ein "Kink". Eigentlich absurd.
Freier Zugriff. Stehender Konsens. "Du darfst mich jederzeit anfassen, es sei denn, ich sage nein."
Klingt simpel. Ist es auch, wenn man es vorher klar kommuniziert.
Und ja, auch umgekehrt. Wenn ich dir die Hand in die Hose stecken darf, darfst du das auch bei mir. Außer ich sage: "Diese Woche keine Hosenrechte, du warst frech."
Und auf Distanz? Sexting-Free-Use. Ich schreibe dir, was ich mit dir tun würde, du liest es, wenn du willst. Du spielst, wenn du magst. Kein Druck. Aber Präsenz.
Altered State. Jetzt wird es heikel. Sex, wenn du nicht ganz da bist. Alkohol. Medikamente. Drogen. Klingt nach Übergriff? Kann es sein, wenn du es vorher nicht abgesprochen hast.
Aber manche wollen genau das. Dieses Gefühl: "Ich bin nicht mehr ganz ich, und du darfst mich trotzdem." Oder gerade deshalb.
Ethik ist hier zentral. Und die Wahl der Substanz ebenso. KO-Tropfen? Für manche ein Teil des Spiels. Für mich persönlich ein No-Go. Nicht wegen der Wirkung, sondern wegen der Herkunft. Ich gebe keinem Dealer Geld, der echte Opfer produziert.
Aber zwei Menschen, die klar sagen: "Wenn ich betrunken bin, will ich, dass du…" Dann ist das kein Missbrauch, sondern eine bewusste Vereinbarung.
Sleep Play. Du wachst auf, und da ist schon jemand. Zwischen deinen Beinen. In dir. Über dir. Mit dir. Klingt heiß? Für manche. Für andere ein harter Trigger.
Was darf sein, wenn ich schlafe? Nur Streicheln? Lecken? Richtig ficken? Und wann? Fünf Minuten vor dem Wecker? Oder nachts um drei? Und was nicht? Nie in mir kommen, wenn ich nicht wach bin? Oder nur, wenn ich im Halbschlaf stöhne?
Und Männer, kleiner Reminder: Morgendliche Erektion heißt nicht automatisch Lust. Manchmal ist einfach nur die Blase voll. Just saying.
Age Play. Noch heikler. Noch mehr Trigger. "Ich bin 15. Du mein Lehrer." Für viele unvorstellbar. Für manche ein ganz reales Ventil.
Ich sage nicht: Tu es. Ich sage auch nicht: Lass es. Ich sage nur: Sei dir bewusst, was du da spielst. Warum. Und mit wem.
CNC ist kein Pornogenre. Kein TikTok-Trend. Es ist ein Raum, in dem Menschen zeigen, wer sie wirklich sind, wenn Kontrolle fällt.
Es ist roh. Es ist dunkel. Es ist zart. Und es kann heilsam sein, wenn beide wissen, was sie tun.
Manchmal ist es einfach nur: "Ich will schreien dürfen. Ohne dass du aufhörst."
Weißt du, wie viel Vertrauen das braucht?
Vielleicht hast du solche Fantasien. Vielleicht hast du sie nie ausgelebt. Vielleicht hast du sie und schämst dich.
Bitte nicht.
Deine Lust macht dich nicht krank. Deine Tiefe macht dich nicht kaputt. Dein Wunsch, genommen zu werden, bedeutet nicht, dass du schwach bist.
Es bedeutet nur: Du willst sicher sein. In deiner Hingabe.
Und manchmal ist das größte Ja ein gespieltes Nein.
Nur damit es klar ist:
Das hier ist keine Einladung.
Kein Aufruf, das auszuprobieren.
Es ist Aufklärung. Ein Text für Bewusstsein, nicht für Verführung.
CNC braucht Verantwortung, nicht Mut. Konsens, keine Abenteuerlust.
Was du daraus machst, ist deine Sache. Aber bitte, mach’s bewusst.
Joe Turan
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