
Kennst du den Unterschied zwischen Liebe, Limerence (Verliebtheitswahn), Trauma-Bindung und Co-Abhängigkeit?
Wenn jemand sagt: "Ich glaube, ich bin verliebt", meint er oft: "Ich bin emotional überwältigt und kann nicht aufhören, an diese Person zu denken."
Diese emotionale Überflutung kann sich wie Verbindung anfühlen, aber nicht jede Intensität ist Intimität. Nicht jede Bindung ist Liebe. Und wenn du den Unterschied zwischen Verliebtheitswahn, Trauma-Bindung und Co-Abhängigkeit nicht kennst, bleibst du vielleicht in einer Dynamik stecken, die sich fesselnd anfühlt, aber still und leise dein Selbstgefühl untergräbt.
Lass uns präzise sein. Denn die Konsequenzen, das zu verwechseln, sind real.
Limerence (Verliebtheitswahn)
Verliebtheitswahn ist eine Schwärmerei, die heiß und schnell brennt. Es ist nicht beziehungsorientiert. Es ist innerlich. Du steckst in einer Schleife aus Obsession, Fantasie, Sehnsucht, emotionaler Abhängigkeit und Projektion fest. Die andere Person wird zur Projektionsfläche für deine unerfüllten Bedürfnisse.
Du bindest dich daran, wie sie dich fühlen lässt nicht daran, wer sie ist.
Deine Stimmung hängt davon ab, wie sie schreiben, wann sie antworten, wie viel Aufmerksamkeit sie dir geben. Ihre Anwesenheit beruhigt dein Nervensystem. Ihr Schweigen löst Panik aus. Du denkst ständig an sie. Du interpretierst kleine Dinge als Signale. Das erzeugt eine Rückkopplungsschleife aus Hochs und Tiefs.
Und das ist erschöpfend.
Verliebtheitswahn taucht oft in der frühen Phase der Anziehung auf oder bei emotional nicht verfügbaren Menschen. Du kennst die Person vielleicht gar nicht gut. Du fühlst nur alles sehr intensiv und hoffst, dass es etwas Echtes bedeutet. Aber das tut es nicht.
Was du erlebst, ist Intensität, nicht Intimität.
Trauma-Bindung
Trauma-Bindungen entstehen in Zyklen von Verletzung. Sie beinhalten eine Verbindung mit jemandem, der dich immer wieder verletzt emotional, körperlich oder psychisch und dich zwischendurch auch beruhigt.
Das schafft Verwirrung.
Das Nervensystem wird süchtig nach dem Belohnungs-Bestrafungs-Muster. In einem Moment wirst du ausgeschlossen oder angegriffen. Im nächsten wirst du mit Zuneigung, Sex, Entschuldigung oder Geschenken zurückgeholt. Diese kurze Erleichterung weckt Hoffnung. Und diese Hoffnung hält dich gebunden.
Mit der Zeit wird dein Normalzustand Dysregulation. Du hörst auf, dir selbst zu vertrauen. Du verwechselst Chaos mit Leidenschaft. Du spielst den Schaden herunter. Du sagst dir: "Sie haben es nicht so gemeint", "Ich habe es provoziert" oder "Es wird besser".
Aber das wird es nicht.
Das ist keine Liebe. Es ist eine Sucht des Nervensystems. Und es spiegelt oft frühe Bindungsverletzungen wider.
Co-Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit hat nichts mit Drama oder Obsession zu tun. Es geht um Selbstaufgabe im Dienste der Verbindung.
Vielleicht bist du der Helfer, der Retter, der Starke. Du bist stolz auf deine Loyalität, aber du bleibst in Dynamiken, die dich erschöpfen. Du fühlst dich verantwortlich für die Gefühle anderer. Du funktionierst über. Du vernachlässigst deine eigenen Bedürfnisse.
Und vielleicht weißt du gar nicht, wer du ohne jemanden bist, um den du dich kümmern kannst.
Das kann sich stabil anfühlen. Sogar edel. Aber es hat einen hohen Preis. Du hörst auf, bei deiner eigenen Wahrheit einzuchecken. Du verwechselst gebraucht werden mit geliebt werden. Du bleibst zu lange. Und oft forderst du wenig bis gar nichts zurück.
Hier ist der rote Faden:
Keines dieser Muster ist Liebe. Es sind Reaktionen auf unerfüllte emotionale Bedürfnisse, ungelöste Traumata oder Überlebensstrategien aus der Kindheit.
Verliebtheitswahn ist Fantasie von Verbindung. Trauma-Bindung ist Bindung vermischt mit Angst. Co-Abhängigkeit ist Verschmelzung auf Kosten des Selbst.
Sie alle fühlen sich intensiv an. Sie alle fühlen sich dringlich an. Und sie alle brechen zusammen, wenn du beginnst, dich selbst zu wählen.
Wenn du dich in all dem erkennst, schäme dich nicht. Diese Muster sind weit verbreitet. Sie sind Schutzmechanismen. Sie haben einmal Sinn gemacht. Aber sie erschaffen nicht die Art von Liebe, die heilt. Sie wiederholen das, was wehgetan hat.
Echte Liebe ist keine Rettungsmission. Kein Chaos. Und kein Ausdauertest.
Echte Liebe beginnt dort, wo Selbstaufgabe endet.
Wenn du bereit bist, die alten Muster zu verlernen, brauchst du keinen neuen Partner. Du brauchst neue Muster. Und diese Arbeit beginnt damit, klar zu sehen, was du bisher Liebe genannt hast.
Du kannst nichts verändern, was du nicht benennen kannst.
Joe Turan
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