Was, wenn alles, was du für Realität hältst, nur eine Version ist, die dein Gehirn erschaffen hat, um dein Überleben zu sichern?

Veröffentlicht am 25. November 2025 um 09:34

Was, wenn alles, was du für Realität hältst, nur eine Version ist, die dein Gehirn erschaffen hat, um dein Überleben zu sichern?

Was, wenn das, was du Wahrheit nennst, nur eine gefilterte Übereinkunft ist, geteilt von Milliarden von Nervensystemen, die alle versuchen, dasselbe Rätsel zu verstehen?

 

In jedem Moment filtert dein Gehirn mehr als 99,999 % der Welt um dich herum heraus.

Was übrig bleibt, wird zu dem, was du Realität nennst.

Aber ist das wirklich Realität oder nur die überzeugendste Simulation des Geistes?

 

Beginnen wir mit einem Gedankenexperiment.

Wenn der einzige Mensch auf der Erde Schizophrenie hätte, was wäre dann Realität?

 

Diese Frage öffnet ein Tor zu einem faszinierenden Schnittpunkt zwischen Biologie, Psychologie, Quantenmechanik und Spiritualität.

Ob man es glaubt oder nicht, es gibt einen gemeinsamen Raum zwischen all dem, und dieser Raum ist das Bewusstsein oder das, was wir Realität nennen.

 

Es gibt keine Realität, wie wir sie wahrnehmen.

Was wir sehen, hören und berühren, ist keine Realität in ihrer reinen Form.

Realität, so wie wir sie erfahren, ist ein Konsens, eine kollektiv vereinbarte Version dessen, was „da draußen“ ist.

Es ist keine absichtliche Illusion, aber es ist eine nützliche.

 

Um das zu verstehen, müssen wir einige grundlegende Ideen betrachten.

 

Die Evolution ist eines der stärksten Konzepte, das wir haben, um zu erklären, wie wir und alle anderen Arten entstanden sind.

Im Kern steht das Prinzip des „Survival of the fittest“: Organismen, die am besten an ihre Umwelt angepasst sind, überleben, vermehren sich und geben ihre Gene weiter.

 

Das wird besonders wichtig, wenn wir über menschliche Psychologie sprechen.

Das Gehirn hat sich nicht entwickelt, um uns die Realität so zu zeigen, wie sie tatsächlich ist, sondern um sie so zu filtern, dass wir überleben und uns fortpflanzen können.

 

Was wir wahrnehmen, ist nur ein winziger Bruchteil dessen, was tatsächlich um uns herum geschieht, vielleicht 0,001 %.

Unsere Sinnesorgane sind darauf eingestellt, nur Informationen zu erfassen, die für das Überleben relevant sind.

Jedes andere Lebewesen auf der Erde erlebt eine andere „Scheibe“ der Realität, abhängig davon, was seine Existenz unterstützt.

 

Hunde hören Frequenzen, die wir nicht wahrnehmen können.

Hummer sehen Farben, die wir uns nicht vorstellen können.

Das bedeutet, dass genau jetzt, während du das liest, Dinge um dich herum geschehen, die dein Gehirn niemals registrieren wird.

Unsere Wahrnehmung der Welt ist eine gefilterte Konstruktion, kein Spiegel der ganzen Wahrheit.

 

Das Gehirn wirkt wie ein Filter, nicht wie eine Kamera.

Es wählt Informationsfragmente aus, füllt Lücken und erschafft eine zusammenhängende Geschichte, in der wir uns orientieren können.

Die Neurowissenschaft zeigt, dass das Gehirn die Realität nicht passiv aufzeichnet, sondern sie ständig vorhersagt.

Es empfängt Sinnesreize, vergleicht sie mit inneren Modellen und aktualisiert seine beste Schätzung dessen, was geschieht.

 

Wenn du jemals Psychedelika genommen oder eine tiefe meditative Erfahrung gemacht hast, weißt du bereits, wie fließend diese Konstruktion werden kann.

Psychedelika verringern die Aktivität in Gehirnregionen, die für die Integration und Filterung sensorischer Reize verantwortlich sind, insbesondere im sogenannten Default Mode Network.

Diese Verringerung erzeugt einen erhöhten Fluss ungefilterter Daten, was zu gesteigerter Wahrnehmung und Verbundenheit führt.

 

Die Welt verändert sich dadurch nicht, die Filter deines Gehirns lockern sich, und du beginnst, mehr von dem wahrzunehmen, was schon immer da war.

Dieser Mechanismus steht im Einklang mit Forschungsergebnissen, die zeigen, dass Psychedelika helfen können, Depressionen, Angstzustände und PTBS zu lindern, indem sie starre Wahrnehmungsmuster auflösen.

 

Die Quantenmechanik zeigt, dass Teilchen in mehreren potenziellen Zuständen existieren, bis sie gemessen werden, ein Phänomen, das als Superposition bezeichnet wird.

Wenn eine Messung vorgenommen wird, kollabiert die Welle der Möglichkeiten zu einem einzigen Ergebnis.

Das wird als Beobachtereffekt bezeichnet.

 

Als Metapher betrachtet, spiegelt dieses Konzept jedoch wunderschön wider, wie menschliche Wahrnehmung funktioniert.

Auf psychologischer Ebene formt Beobachtung, bewusste Aufmerksamkeit, tatsächlich die Realität, in der wir leben.

Unsere Wahrnehmung verändert neuronale Bahnen, emotionale Muster und die Bedeutung, die unser Geist konstruiert.

Während die Quantenmechanik also nicht vom menschlichen Bewusstsein abhängt, hängt das Bewusstsein vollständig davon ab, wie und was wir beobachten.

 

Auch die Realität variiert zwischen Gesellschaften.

Die Kulturpsychologie zeigt, dass Wahrnehmung nicht universell ist, sie wird stark von Umwelt, Erziehung und kollektiver Bedeutung beeinflusst.

 

Das berühmte Beispiel des blau-schwarzen oder weiß-goldenen Kleides zeigt das deutlich.

Menschen sahen verschiedene Farben, abhängig von den Lichtverhältnissen, an die sie in ihrer Kindheit gewöhnt waren.

Wer in Häusern mit warmem, gelbem Licht aufwuchs, nahm eine Farbkombination wahr, während Menschen, die an kühles, weißes Licht gewöhnt waren, eine andere sahen.

 

Kultur formt Wahrnehmung buchstäblich, nicht symbolisch, sondern neurologisch.

Neuroplastizität ermöglicht es dem Gehirn, sich an Umwelteinflüsse anzupassen, was bedeutet, dass unsere mentalen Modelle der Welt von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich sind.

Die westliche Medizin würde jemanden, der Stimmen hört, möglicherweise als schizophren diagnostizieren, während diese Person in der Māori-Kultur als spirituell begabt, als Matakite, gilt.

 

Das macht keine Kultur richtig oder falsch.

Es zeigt, dass Realität nicht nur durch Biologie, sondern auch durch Glauben gefiltert wird.

 

Über alle Zivilisationen hinweg teilen Menschen wiederkehrende Symbole, Mythen und Archetypen.

Carl Jung nannte dies das kollektive Unbewusste, die Schicht der Psyche, die universelle Muster enthält: Geburt, Tod, Transformation, Liebe, Verrat und Transzendenz.

Platon beschrieb etwas Ähnliches schon lange zuvor und nannte es die Welt der Ideen, die zeitlosen Muster hinter der materiellen Welt.

 

Diese Ideen deuten darauf hin, dass unter unseren individuellen Realitäten ein gemeinsames Feld menschlicher Bedeutung liegt.

Ob wir es biologisch als entwickelte Kognition oder spirituell als universelles Bewusstsein erklären, es weist auf eine Wahrheit hin.

Wir alle nehmen an einem größeren Bewusstseinsmuster teil, das sich durch uns ausdrückt.

 

Hier kommt alles zusammen.

 

Die Biologie liefert die Struktur.

Die Psychologie liefert die Interpretation.

Die Kultur liefert den Kontext.

Das Bewusstsein verbindet sie alle.

 

Bewusstsein ist das Feld, in dem Realität zur Erfahrung wird, in dem Potenzial zur Wahrnehmung wird.

Es ist nicht auf das Gehirn beschränkt, auch wenn das Gehirn es vermittelt.

Es ist ein gemeinsamer Prozess zwischen Geist, Körper und Umwelt.

 

Wenn du wahrnimmst, beobachtest du nicht einfach die Welt, du erschaffst sie mit.

Deine Aufmerksamkeit formt, was Bedeutung erhält, und Bedeutung formt, was real wird.

 

Realität existiert, aber deine Version davon ist ein Spiegel des Bewusstseins, das du in sie bringst.

 

Also, ist alles, was du weißt, eine Lüge?

Nein. Aber alles, was du weißt, ist eine Geschichte, eine neurologische, psychologische und kulturelle Geschichte, geschaffen für Überleben, Sinn und Zugehörigkeit.

 

Die Welt ist keine Illusion.

Sie ist ein lebendiger Dialog zwischen Wahrnehmung und Existenz.

 

Joe Turan

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